Niederbayerns Imker stellen fest: "Unser Honig ist etwas wert"

Fachwarteschulung über Bienenweide und Bienengesundheit – Empfehlung für regional gezüchtete Carnica-Bienen

Text/Foto: Hannelore Summer, PNP vom 09.02.2016

Informierten die Bienenwarte Niederbayerns: (v.l.) Imkermeister Ernst Tiefenthaler, Dr. Mandy Fritz vom TFZ Straubing, Hans Maier und Otto Kötterl, Vorsitzende des Bezirksverbands der Imker Niederbayerns, sowie Erhard Härtl, Fachberater für Bienenzucht. − Foto: Summer

Plattling. Klima, Gesellschaft, Landwirtschaft und Vorschriften verändern sich immer schneller. Um ihre Völker trotzdem gut bewirtschaften zu können und Freude an der Natur, dem Honig und den Bienenprodukten zu haben, müssen Imker viel wissen, viel können und immer wieder richtig reagieren.

Eine Frühjahrsschulung fand am Samstag im Preysinghof statt. Dr. Mandy Fritz vom Technologie- und Förderzentrum Straubing, Erhard Härtl, Staatlicher Fachberater für Bienenzucht in Niederbayern, und Imkermeister Ernst Tiefenthaler aus Pichl bei Wels (Oberösterreich) versorgten dabei die Bienenwarte der niederbayerischen Imkervereine mit aktuellen Informationen über Nahrungsquellen, Zucht und Gesundheit.

Dr. Mandy Fritz forscht am Technologie- und Förderzentrum in Straubing über Pflanzen, die Energie und Rohstoffe liefern und ökologische Vorteile bieten. Wenn man bedenke, dass von 50000 Pflanzenarten, die man nutzen könnte, weltweit nur 15 intensiver angebaut werden und nur Weizen, Mais und Reis fast zwei Drittel der Nahrungsenergie liefern, gebe es noch viel zu erforschen, sagte Fritz. Der Mais an sich sei nicht böse – keine Pflanze setze die Sonnenenergie so gut in Biomasse um – aber er habe auch Nachteile. Sie stellte einige Pflanzen vor, um die Fruchtbarkeit des Bodens und die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten, und den Bienen Nektar und Pollen zu bieten. Buchweizen beispielsweise wachse sehr schnell, sei anspruchslos und gelte als Pflanze, die den Boden gesund macht. Zudem gebe der Buchweizen den Bienen mehr als doppelt so viel Honig wie Raps. Aber: Buchweizenhonig hat einen strengen Geschmack, den viele nicht mögen. Weil Buchweizen als Zwischenfrucht oder Gründüngung spät blüht, biete er den Bienen im September ein gutes Winterfutter. Als Energiepflanze lasse er sich auch gut in der Biogasanlage verwerten, liefere aber nur ein Fünftel der Energie, die Mais bringt.

Schon im Herbst könnten Landwirte eine Mischung aus Getreide und Schmetterlingsblütlern, wie Wicken oder Erbsen, anbauen. Sie verhindern die Erosion, weil sie den Boden rasch bedecken. Schmetterlingsblütler binden auch Stickstoff aus der Luft. Wenn sie blühen, schaue die Mischung schön aus und biete Wildbienen und Hummeln viel Nahrung. In der Biogasanlage bringe sie knapp halb so viel Energie wie der Mais. Fritz stellte noch Sonnenblumen und Sorghumhirse vor und als Dauerkulturen die durchwachsene Silphie und die Sidamalve. Landwirte müssten entscheiden, ob ihnen der maximale Ertrag oder andere Vorteile wie Erosionsschutz, Bodengesundheit oder Biodiversität wichtig seien, fand Fritz. Dabei würden auch die gesetzlichen Vorgaben und Fördersätze eine Rolle spielen. An zehn Standorten in Bayern könnten sich Bauern und Imker über die blühenden Energiepflanzen informieren. Sie bedauerte, dass diese nicht als Greening angerechnet werden.

Waldtracht ist einvielseitiges Thema. Ernst Tiefenthaler führte die Imker in ein faszinierendes und spannendes Thema ein: Die Waldtracht. Um Waldhonig ernten zu können, müssen viele Faktoren zusammenpassen. Die Bäume müssen im Frühjahr gut im Saft stehen, die Honigtauerzeuger, Rindenläuse (Lachniden) und Schildläuse (Lecanien) müssen sich gut vermehrt haben und die Triebe der Bäume dürfen nicht zu schnell verholzen. Da sind ein feuchter und warmer Herbst, ein warmes Frühjahr und ein kühlerer Frühsommer ideal. Die Honigtauerzeuger saugen den süßen Saft aus den Siebröhren unter der Rinde, filtern sich die Eiweißbestandteile heraus und scheiden eine Zuckerlösung wieder aus. Wenn der glasklare klebrige Saft von den Bäumen tropft, freuen sich die Imker. Die Bienen holen sich den Honigtau und verarbeiten ihn dann zu dunklem Waldhonig. Nicht nur die Nadelbäume, sondern auch Ahorne, Birken, Eichen und Kastanien liefern Honigtauhonig. "Wenn man sich mit der Waldtracht befasst, dann lernt man ganz viel über die Zusammenhänge in der Natur", sagte Tiefenthaler.

"Unser Honig ist etwas wert, gute Qualität wird geschätzt", betonte Erhard Härtl, der viele Informationen zur Bienengesundheit und zur Zucht zusammengetragen hatte. Er warnte davor, Völker aus Italien nach Deutschland zu bringen, denn in Süditalien wurde der kleine Beutenkäfer gefunden. Er appellierte an die Imker, Völker in der unmittelbaren Umgebung bei Carnica-Züchtern zu kaufen. Denn seit vielen Jahren wählen die Züchter Bienen aus, die gut an Klima und Nahrungsangebot angepasst sind. Sanftmut und Fleiß sind bei ihnen im Erbgut verankert. Wer sie vermehrt, weiß, dass er immer gute Völker hat, die ihm Freude bereiten. − hs

Gut besucht war die Bienenwarteschulung in Plattling. Foto: Summer